Logo

Insights

Die Hitparade der Besten Gedanken

Autor

Georgiy Michailov

Teilen

Oder: Welche Themen Sie 2023 bewegten (und was ich in 50 Folgen „Thoughts for Leaders“ gelernt habe)

Es ist inzwischen fast zwei Jahre her, dass ich mich entschloss, alle 14 Tage auf LinkedIn einen Beitrag zu veröffentlichen, der sich knapp, aber gut recherchiert mit einem Thema befasst, das mich bewegt und zugleich für die Community einen größeren, praktischen Nutzen hat. Inspiriert hatten mich dazu Aussagen von #JordanPeterson, dem langjährigen Professor der Psychologie und heutigen Bestsellerautor. Er hatte gesagt:

„If you want to learn how to think, you should learn how to write.”

Und:

„Writing makes you a better critical-thinker, clearer communicator and decision-maker (…)”.

Nun, das Abenteuer der „Thoughts for Leaders“ nahm seinen Lauf. Mitte Dezember ist dann die 50. Ausgabe meines Newsletters erschienen, und dieses Jubiläum scheint mir ein guter Anlass, außer der Reihe eine kleine Rückschau darauf zu halten, welche Themen 2023 auf besonders großes Interesse gestoßen sind und welch spannende Reise die Arbeit an diesen Beiträgen für mich persönlich bedeutet. Außerdem passt es gut zum Jahreswechsel, der Zeit der Rückblicke und guten Neujahrsvorsätze.

Sicher ist: Zusammen mit unserem – ebenfalls sehr erfolgreichen – Podcast „SMP LeaderTalks“ haben mir die „Thoughts for Leaders“ die lehrreichste Zeit meines Lebens beschert, viele neue Erkenntnisse und wichtige Veränderungen im Alltag. Zugleich freue ich mich jedes Mal über Ihre rege Anteilnahme, die vielen Reaktionen und auch die Anregungen, die ich im Lauf der Diskussionen mit Ihnen bekomme. Vielen herzlichen Dank dafür! Das ist Ansporn und Verpflichtung zugleich.

Kommen wir zu den Top 5 des Jahres 2023!

Besonders viele Interaktionen löste der Beitrag „Meine zehn Leitsätze für ein gelingendes Leben (1/4)“ aus, der im Sommer den Auftakt zu einer kleinen, vierteiligen Serie bildete. Mein Ziel war es dabei, aus all den vielen guten Ratschlägen, Lehren und Sinnsprüchen, die mir über die Jahre begegnet sind, jene zehn herauszufiltern, die Bestand hatten und mich bis heute begleiten.

„Die Entscheidung liegt bei mir.“

Dies war der erste Leitsatz, den ich näher behandelte. Dabei ging es mir vor allem darum, dass wir mehr als jeder andere über unser Schicksal bestimmen. Es geht zunächst einmal darum, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, durch die Entscheidungen, die wir (nicht) treffen – oder auch nur durch unsere Sicht auf die Welt und das, was uns widerfährt. Wir haben nicht alles, aber sehr vieles selbst in der Hand, und das ist für mich ein Gedanke, eine Erkenntnis, die etwas Befreiendes hat.

Der Beitrag und die Serie ernteten viel Zuspruch, aber natürlich auch Widerspruch und Gegenvorschläge. Aber genau dafür war dieses Unterfangen ja gedacht: um mich selbst zu befragen und darüber in den Austausch zu kommen. Jedenfalls hat mir die Debatte mit Ihnen große Freude bereitet. Leben bedeutet Wachstum, bedeutet Entwicklung, und es hilft, ab & zu innezuhalten und zu reflektieren.

Zwei andere Beiträge aus den Top 5 hängen eng miteinander zusammen. Im April veröffentlichte ich zunächst eine Folge über etwas, das mir bis dato gar nicht so klar gewesen war: den Unterschied zwischen Fehlern und Irrtümern. Je nachdem, um was es sich handelt, können die Folgen für die Praxis in einem Unternehmen sehr unterschiedlich ausfallen. Ein Zitat daraus, das mir besonders gut gefällt:

„Inkonsequenz rächt sich immer – in der Krise besonders schnell.“

Dieser Beitrag – „Von der Fehler- zur Irrtumskultur“ – löste viele Reaktionen aus. Vor allem aber wurde ich wiederholt auf ein Buch des US-Psychologen Adam Grant angesprochen: „Think Again – Die Kraft des flexiblen Denkens“. So las ich es – mit großem Gewinn. Und schrieb direkt einen Beitrag darüber (der mir persönlich besonders am Herzen liegt), und zwar unter dem Titel „Selbstbewusste Demut“.

Grant plädiert dafür, die eigenen Überzeugungen immer wieder bewusst in Frage zu stellen und zu überdenken. Er schrieb über Wissenschaftler, die sich der Grenzen ihres Wissens stets bewusst sind und sich nach oben irren. Irrtümer sind für sie keine Schande, die zu fürchten wäre, sondern nur Schritte auf dem Weg zu besseren Ergebnissen und höheren Erkenntnissen. Zudem erklärte Grant, warum gerade das vielen bekannte Hochstapler-Syndrom, bei dem jemand glaubt, nichts zu können, nichts zu wissen (gerade auch aus Kenntnis der Tatsache, wie komplex eine Aufgabe oder ein Thema ist), zu größerem beruflichen Erfolg führen kann.

„Das Hochstapler-Syndrom sorgt dafür, dass ich immer wachsam bleibe und mich weiterentwickle, weil ich nicht glaube, alles zu wissen.“

Hier kommt die Demut ins Spiel. Demut ist Ausdruck unserer Erdung und unserer Akzeptanz der eigenen Fehlbarkeit. Sie lässt uns unsere Schwächen besser sehen und erkennen.

Selbstbewusste Demut wiederum bedeutet, dass wir grundsätzlich von unseren Fähigkeiten überzeugt sind, uns aber bewusst sind, dass uns noch Wissen oder die richtigen Werkzeuge fehlen, um eine Lösung zu finden. Es ist eine Haltung, die uns erlaubt, unsere Schwächen zu korrigieren – und mir gerade in einer Zeit, in der viele glauben, die Weisheit gepachtet zu haben, ein sehr zielführendes Lebenskonzept zu sein scheint. Auf jeden Fall begleitet und bereichert mich der Gedanke seither!

Auch die letzten zwei Beiträge aus den Top 5 sind miteinander verbunden, denn in beiden ging es um Kälte, um Eis – und um die Erfahrungen, die wir gewinnen, wenn wir uns ganz bewusst dem aussetzen, was wir sonst meiden.

In „Über Leben am Limit“ beschrieb ich Eindrücke, die ich aus einer Begegnung mit Reinhold Messner mitnahm, der größten lebenden Bergsteigerlegende, einem Mann, der in seinem Leben immer neue Herausforderungen suchte. Fast mehr als die puren Fakten beeindruckte mich die Person, der wache Geist und vor allem die durch viele extreme Erfahrungen gestützte Haltung, dass wir selbst es sind, die unserem Handeln eine tiefere Bedeutung verleihen. Ein zentraler Gedanke:

„Wir haben nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, Sinn zu geben. Sinn braucht nicht gesucht zu werden, denn er ist nicht zu finden. Er kommt auch nicht von allein. Er wird gegeben, gestiftet. Von uns.“

Messner spricht viel über die Kunst der Selbstermächtigung, oder wie er es nennt: „Selbstmächtigkeit“ – als etwas, das schon da ist, in uns angelegt, und nicht erst erworben werden muss. Selbstbestimmt zu leben, Grenzen zu überwinden, vor allem die im Kopf, das sind für ihn wichtige Elemente eines „gelingenden Lebens“ (was etwas anderes ist als ein „gelungenes Leben“ und deutlich stärker unser Tun im Hier und Jetzt betont). Immer wieder Neues zu wagen, Herausforderungen anzunehmen, den Weg mehr zu schätzen als das Ziel und in diesem Prozess zu wachsen – das sind wichtige Anstöße, die offenbar nicht nur mich, sondern auch Sie umgetrieben haben.

Anders gelagert, aber auch ein Anstoß zum Überwinden alter Grenzen war für mich die Beschäftigung mit den Effekten von Kälte und der Herausforderung, sich großer Kälte gezielt auszusetzen – was von der kalten Dusche am Morgen bis zum Eisbaden reichen kann. Inspiriert zum Beitrag „Kälte als Lebensbooster“ hatte mich Wim Hof, ein niederländischer Extremsportler, der nach dem traumatischen Verlust seiner Frau eine neue Kraftquelle suchte und herausfand, dass Kälte nicht nur den Körper, sondern auch die Seele stärken kann. Sie aktiviert Aufmerksamkeit, Konzentration und Antrieb und kann selbst gegen Ängste oder Depressionen helfen. Hof sagt:

„The things we have built to make our lives easier have actually made us weaker.”

Raus aus dem Warmen, raus aus der Komfortzone – das ist sein Rat!

Bei mir ist es bisher, ich gebe es zu, beim kalten Duschen (am Schluss) geblieben, alles andere ist für mich im Alltag zu sperrig. Trotzdem ist Kälte für mich der nächste Schritt auf der Reise, die mich persönlich dieses Jahr besonders begeistert hat. Diese Reise dreht sich um alles, was mit unserem Körper zu tun hat.

Hatte ich vor rund einem Jahr schon das Thema Schlaf neu für mich entdeckt (für Details siehe “Besserer Schlaf, bessere Performance“ oder den Podcast mit Prof. Christian Benedict "Schlaf als Game-Changer"), so war es 2023 vor allem der Fokus auf unseren Blutzucker und auf Glukose, der mein Leben verändert hat – und zwar eindeutig zum Besseren!

Früher hatte auch ich mir darüber wenig Gedanken gemacht. Seit einigen Monaten aber trage ich einen Tracker zur Messung meines Glukose-Spiegels, und was soll ich sagen – für mich war das ein absoluter Game-Changer! Auf einmal kann ich in Echtzeit verfolgen, wie sich meine Ernährung auf meinen Körper auswirkt, im Positiven wie auch bei manchen „Sünden“. Seither achte ich stärker auf meine Mahlzeiten und meine Aktivitäten, mit der Folge, dass mein Wohlbefinden und meine Leistungsfähigkeit deutlich gestiegen sind. Noch nie habe ich mich so fit gefühlt wie heute – wacher, ausdauernder, aktiver, selbst jetzt zum Jahresende hin.

Wer sich für Details interessiert, der findet hier noch die zwei Beiträge, die sich mit Zucker und Glukose befassten: erst mit der Theorie, dann mit Tipps für die Praxis.

Andere Texte, die mich dieses Jahr beschäftigt haben und bei Ihnen auf viel Widerhall stießen, befassten sich mit dem Klimawandel (respektive dem Kampf dagegen), mit den antiken Stoikern (und ihrer Relevanz für die Welt von heute), mit Erkenntnisriesen und Umsetzungszwergen oder auch mit Leadership.

Was mich besonders freut: Erst im Mai, etwa ein Jahr nach dem Erreichen der 2000er Wegmarke, haben die „Thoughts for Leaders“ die Zahl von 3.000 Abonnenten überschritten,– und schon jetzt, in diesen Tagen, sprich nach gerade einmal sieben weiteren Monaten nähern wir uns bereits der Marke von 4.000 Abonnenten! Der Kreis der Interessenten wächst jeden Tag – das erfüllt mich mit Freude und Demut.

Nie hätte ich mir so viel Teilnahme und Austausch träumen lassen, als ich vor fast zwei Jahren mit den „Thoughts for Leaders“ begann. Mittlerweile erscheinen sie im wöchentlichen Wechsel mit den „SMP LeaderTalks“. Beides zu meistern, ist eine Bereicherung, manchmal aber auch, da bin ich ganz ehrlich, eine sportliche Herausforderung. Das Schreiben fällt mir inzwischen deutlich leichter als zu Beginn, dafür wird die Suche nach Themen schwerer. Aber wie schon gesagt: Es sind die Herausforderungen, an denen wir wachsen!

50 Folgen „Thoughts for Leaders“ – das hat mir viel Disziplin und harte Arbeit abverlangt. Zugleich steht dieses Jubiläum für mich für viele spannende Themen, die ich entdecken durfte und die mein Leben positiv beeinflusst haben, für viele Begegnungen, die mir gute Anstöße gaben und neue Horizonte eröffneten, sowie für tiefere inhaltliche Auseinandersetzungen und vor allem einen enormen Schub in meiner Entwicklung als Mensch und Person.

Ich bin gespannt auf alles, was 2024 folgt!

Lassen Sie mich schließen – mit einem großen Dank für Ihr Interesse, für Ihre Treue, für Ihre Rückmeldungen, für Ihr Vertrauen! Ich verspreche, mich auch weiter an den Grundsatz zu halten, nur das zu schreiben, was ich selbst gerne lesen würde!

Hier können Sie die „Gedanken für Führungskräfte“ sehr gerne abonnieren und verfolgen.

Ich freue mich über jeden weiteren Leser, jede weitere Stimme, jede weitere Anregung. Unsere Gesellschaft braucht mehr denn je den Austausch, den Diskurs, mehr Offenheit für Neues. Konflikte sind nötig, auch wertvoll, ja – wichtig dafür ist aber vor allem eine wertschätzende Haltung dem Anderen gegenüber.

Bleiben Sie mir gewogen.

Georgiy Michailov Managing Partner Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

Mehr erfahren